Ansichten
zu Politik und Recht

Eugen David

Nationalismus in Europa

Strache in Österreich, Le Pen in Frankreich, Wilders in Holland, Farage in England, Blocher in der Schweiz, Vona in Ungarn, Soini in Finnland, Michaloliakos in Griechenland. Alle haben sie dieselben Parolen und Feindbilder: Ausländer raus. Weg mit dem Euro. Weg mit der EU.

Das Selbstverständnis aller Rechtsnationalen lautet: wir - die Rechtsnationalen - sind die Nation und das Volk, alle andern sind Landesverräter und müssen weg. Wer nicht pariert, wird sanktioniert. Land und Leute werden völkisch seziert. Wer dazu gehört und wem was gehört, bestimmt der Nationalist. Selbstverständlich eignet er sich überall die nationalen Symbole und Mythen für seine Machtinteressen an.

Die Führer rechtsnationaler Parteien wollen den Nationalismus als massgebende Ideologie wiederbeleben und sich selbst an die Spitze setzen. Der Nationaauf dem Kontinent, zwei Weltkriege mit Millionen Toten.

Trotzdem haben die Nationalisten 60 Jahre nach dem 2. Weltkrieg wieder viel Zulauf, in einzelnen Ländern bis zu 30%.

Angst vor Verlust der eigenen Existenzgrundlage macht die Menschen für nationalistische Ideologien anfällig. Viele verkraften die schnellen Wechsel in Gesellschaft und Arbeitswelt schlecht. Die rasante technische Entwicklung in Kommunikation, Fertigung, Administration und Konsum unterspült die Position des Mittelstands.

Wegen der unüberblickbaren Änderungen im eigenen Lebensraum wächst die Angst, auf der Verliererstrasse zu landen. Auch wenn kein persönlicher Verlust eintritt und die Wirtschaft brummt. Dazu kommt der tägliche Frust über die exorbitante und schamlose Selbstbedienungsmentalität der oberen Wirtschaftsführer.

Der Medienteppich trägt das Seine dazu bei. Wenn in Gebieten, wo praktisch keine Fremde leben, Feindschaft und Hass am grössten sind, fragt man sich, woher diese Menschen ihr Wissen haben. Medien arbeiten sich seit Jahren aus pekuniären Gründen mit Verve am Thema ab: Sex, Crime und das Böse aus der Fremde, gut gemixt. Meist ohne Bezug zur Alltagsrealität. Besonders beliebt als Seitenfüller sind fremde „Sozialschmarotzer“. Dazu wird wie eh und je Volkstümelei serviert, Fahnenschwingen und Alphornblasen im Sennenchutteli. Nationalistische Botschaften lassen sich mit Ziegenböcken besser verbreiten als mit Verstand.

Auf Angst und Frust bauen die Nationalisten. Sie schüren beides und präsentieren den fremden Sündenbock, der stets wegnimmt, was mir gehört: den Job, die Beförderung, die Lohnerhöhung, das Land, die Wohnung, und schliesslich den Sitzplatz in der Bahn und die freie Fahrt auf der Autobahn.

Die Gründer der EU hatten nach dem 2. Weltkrieg vor allem eins im Auge: durch nationalistische Parolen sollten sich die Menschen in Europa nie mehr aufeinander hetzen lassen.

Viele meinten, das Ziel sei erreicht. Das ist wohl ein Irrtum.

04.02.2014

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